Psychosomatische Unterstützung nach Nierentransplantation

Eine Organtransplantation stellt ein einschneidendes Ereignis für die Betroffenen und ihre Angehörigen dar. Diese wirft immer auch Fragen nach der Identität, der körperlichen Unversehrtheit (Integrität) und der eigenen Sterblichkeit auf, mit der unterschiedlich umgegangen wird. Auch sich „abhängig“ von der*dem Spender*in zu fühlen oder in der „Schuld“ von Spender*innen zu stehen, sind Themen, die einen beschäftigen können. Psychische Belastungen und Erkrankungen sowohl vor der Transplantation als auch im Nachhinein können den Therapieerfolg erheblich gefährden. Mitunter kann sich durch eine psychische Erkrankung die Zusammenarbeit zwischen Ärzt*innen und Patient*innen, aber auch das Gesundheitsverhalten, verschlechtern. Auch die Lebensqualität nach Transplantation kann sowohl von körperlichen Symptomen als auch von der psychischen Belastung abhängen. Umso wichtiger ist für uns an der UMG eine gute psychosomatische Begleitung im Transplantationsprozess.

Eine psychosomatische Unterstützung kann zu einer Verringerung von Risiken und Komplikationen nach einer Transplantation, aber auch zu einer verbesserten psychischen Gesundheit und damit auch Lebensqualität führen – sowohl bei den Organempfänger*innen selbst als auch bei den belasteten Angehörigen. Eine psychosomatische Mitbehandlung durch die Kolleg*innen der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie stellt somit immer auch einen wesentlichen Bestandteil der Behandlung im Rahmen eines Transplantationsprozesses dar.  

Vor der Nierentransplantation

Die psychosomatische Begleitung vor Transplantation besteht zunächst in einer sorgfältigen und standardisierten Bewertung, die auch vom Gesetzgeber vorgesehen ist. Der Zweck ist im persönlichen Gespräch Risiken und potentielle Komplikationen im Zusammenhang mit psychosozialen Fragen zu klären. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass eine psychische Erkrankung nicht per se ein Ausschlusskriterium für eine Transplantation darstellt. Vielmehr ist es wichtig, psychische Belastungsfaktoren bereits im Vorhinein zu kennen, um im weiteren Verlauf ein entsprechendes Behandlungsangebot machen zu können.

Nach der Nierentransplantation

Studien zeigen, dass im ersten Jahr nach einer Nierentransplantation über 1/3 der Patient*innen an einer psychischen Störung erkranken: zum Beispiel an einer Angststörung, einer depressiven Störung oder einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Im Rahmen der Nachsorge bieten wir bei psychischer Belastung Diagnostiktermine und unterstützende Gesprächskontakte an. Ziel ist es, psychische Belastungen durch das psychosoziale Unterstützungsangebot besser zu verarbeiten, aber auch psychische Störungen frühzeitig zu erkennen, um diese gezielt und wirksam behandeln zu können.

Lebendspende

Neben der Evaluation der Empfänger*innen findet im Rahmen der Vorbereitungsuntersuchungen bei einer Lebendspende auch für die Spender*innen ein ausführliches Gespräch mit einer*m Kolleg*in der Klinik für psychosomatische Medizin statt. Dabei geht es zum einen darum, die Motivation und die gesundheitliche Situation von Spender*innen zu erfassen, zum anderen darum, mögliche Konflikte bei der Organspende im Vorhinein zu thematisieren oder, falls notwendig, eine psychosoziale Begleitung anzubieten.

Angehörige

Angehörige sind eine wichtige Stütze für die Patient*innen, stellen häufig aber ihre eigenen Bedürfnisse nicht selten „auf Kosten“ ihrer eigenen psychischen Gesundheit in den Hintergrund. Bei Bedarf unterstützen wir auch die Angehörigen der transplantierten Patient*innen oder der Patient*innen auf der Wartliste. Sprechen Sie uns an!

Kontakt

Oberarzt Psychosomatischer Konsildienst und LehrorganisationDr. med. Daniel Broschmann
Dr. med. Daniel Broschmann

Kontaktinformationen

  • Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

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