Nierenlebendspende
Heute stammen in Deutschland zwar die meisten transplantierten Nieren von verstorbenen Spender*innen, aber die Zahl hirntoter Organspender*innen ist im Vergleich zur Zahl derjenigen, die ein Organ benötigen, viel zu gering. Daraus resultieren mittlere Wartezeiten von inzwischen mehr als acht Jahren. In dieser Situation gewinnt die Möglichkeit einer Nierenlebendspende zunehmende Bedeutung. Bereits jede dritte transplantierte Niere stammt von einem lebenden, dem Nierenkranken nahestehenden Menschen, der sich zu einer Organübertragung bereit erklärt hat. In vielen anderen Ländern ist der Anteil der Nierenlebendspende deutlich höher als hierzulande.
Die Nierenlebendspende durch einen nahestehenden Menschen ist die einzige planbare Möglichkeit, die lange Wartezeit an der Dialyse auf eine Nierentransplantation zu verkürzen. Diese Chance kann sich ergeben, wenn ein*e mögliche*r Nieren-Spender*in sein*ihr freiwilliges Angebot an eine*n nierenkranke*n Patienten*in mit drohender Dialysepflichtigkeit (sog. präemptive Transplantation ohne vorherige Dialyse) oder an eine*n bereits dialysierende*n Patienten*in ausspricht. Die Möglichkeit einer Nieren-Lebendspende-Transplantation ist durch medizinische Vorgaben und das Transplantationsgesetz an sehr strenge Regeln geknüpft. Neben der Freiwilligkeit als Grundvoraussetzung gilt dabei immer die Regel: „Der Schutz des Spenders steht an erster Stelle.“
Vorteile der Nierenlebendspende
Die Lebendspende hat sich in den letzten 20 Jahren zu einem festen Bestandteil der Behandlungsmöglichkeiten des chronischen dialysepflichtigen Nierenversagens entwickelt. Für den*die nierenkranke*n Empfänger*in hat die Lebendspende mehrere Vorteile. Die lange Wartezeit entfällt. Bei guter Planung ist teilweise sogar eine präemptive Transplantation möglich, das heißt eine Transplantation, bevor die dauerhafte Dialysepflichtigkeit eintritt. Dadurch treten weniger Begleiterkrankungen des Herz-Kreislaufsystems auf. Die Ergebnisse nach einer Transplantation mit Lebendspende sind zudem überlegen in Bezug auf die Funktionsdauer und Nierenleistung. Für den*die Spender*in kann die Spende mit einem insgesamt geringen Risiko durchgeführt werden, sofern die medizinische Eignung sorgfältig geprüft wurde. Durch die minimal-invasive Operationstechnik konnte die Belastung für den*die Spender*in weiter reduziert werden. Dennoch bleibt die Lebendspende eine mittelgroße Operation, der sich ein*e Spender*in unterzieht, ohne einen eigenen Vorteil zu haben. Eine umfassende Aufklärung und Information sind daher besonders wichtig.
Häufige Fragen zur Nierenlebendspende
Wer kommt als Spender*in in Frage?
Es können nur volljährige und einwilligungsfähige Menschen eine Niere spenden, die dem*der Empfänger*in in persönlicher Verbundenheit offenkundig (z.B. durch Verwandtschaft ersten oder zweiten Grades, Eheleute, eingetragene Lebenspartnerschaft, Verlobte) bzw. emotional (enge Freunde) nahestehen. Ferner muss eine Einwilligung in eine Nierenspende vorliegen und der*die Spender*in muss nach ärztlicher Beurteilung geeignet sein.
Wie wird die Eignung einer*s Spenders*in geprüft?
In der Transplantationsmedizin sind wir uns alle der besonderen Verantwortung gegenüber dem*der Lebendorganspender*in bewusst: Einem Gesunden werden ausschließlich zum Wohl eines anderen die Entnahme eines unersetzlichen Organs, die dazu notwendige Operation und damit verbundenen Belastungen und Risiken zugemutet. Ziel muss es sein, das Spenderrisiko hinsichtlich einer Verschlechterung seines Gesundheitszustandes, seiner Lebensqualität und -prognose durch und nach seiner Organspende so gering wie möglich zu halten. Um die Spender*in vor möglichen operativen Komplikationen oder langfristigen gesundheitlichen Schäden zu schützen, bedarf es einer ausführlichen gesundheitlichen Prüfung möglicher Nierenspender*innen, da neben dem üblichen operativen Risiko keine langfristigen körperlichen oder seelischen Folgen durch die Organspende bedingt sein dürfen. Neben der Einschätzung der Nierenfunktion sind dafür auch eine sehr sorgfältige und umfangreiche Beurteilung des Gesamtorganismus und seiner Leistungsfähigkeit, insbesondere der Herz-Gefäß-Lungen-Funktion, und der Ausschluss von Tumorerkrankungen oder unerkannter Infektionsherde erforderlich, um sich vom Gesundheitszustand der spendenden Person zu überzeugen. Nur wenn das gesundheitliche Risiko der spendenden Person mit nur einer Niere nach der Entnahmeoperation langfristig vertretbar gering ist, kann die Spende durchgeführt werden. Die Entscheidung muss immer individuell getroffen werden, wobei neben medizinischen auch soziale Aspekte entscheidend seien können. Deswegen erfolgt immer auch eine psychosomatische Evaluation von Spender*in und Empfänger*in.
Über die medizinische Eignung zur Nierenlebendspende und zur Nierentransplantation entscheidet nach Vorlage sämtlicher Befunde die interdisziplinäre Transplantationskonferenz. Hier beraten Nephrolog*innen, Transplantationschirurg*innen und Urolog*innen gemeinsam, um unseren Patient*innen eine maximale Sicherheit zu gewähren. Abschließend findet ein Gespräch bei der unabhängigen Ethikkommission der Ärztekammer Niedersachsen statt, die sicherstellt, dass es keinen Anhalt für eine Unfreiwilligkeit der Spende gibt und dass Spender*in und Empfänger*in sich der Risiken einer Nierenlebendspender-Transplantation bewusst sind.
Nierenlebendspende-Operation
Die Entnahme der Niere bei der spendenden Person erfolgt in unserem Transplantationszentrum standardmäßig durch eine patientenschonende, minimalinvasive Operation mit der sogenannten Kamera- oder Schlüssellochtechnik. Alternativ kann die Spenderoperation auch über einen kleinen Flankenschnitt erfolgen. Die minimalinvasive Technik hat mehrere Vorteile: kleinere Narben, eine schnellere Erholung der spendenden Person, weniger Schmerzen, eine kürzere Krankenhausliegezeit und eine frühere Rückkehr in das Arbeitsleben.
Schmerzen nach der Operation sind mit modernen Schmerzmitteln gut behandelbar. Die Krankenhausbehandlung ist in den meisten Fällen nach fünf bis sieben Tagen abgeschlossen. Nach der Operation müssen die Wunden im Bereich der ehemaligen Nierenloge sowie des jeweiligen Zugangsweges verheilen. Hierfür sollten sich die Spender*innen noch einige Zeit körperlich schonen. Die Arbeitsfähigkeit ist nach einer Lebendnierenspende in Abhängigkeit von der beruflichen und körperlichen Beanspruchung in der Regel nach einem bis drei Monaten wiederhergestellt.
Nach der Nierenlebendspende
Eine Lebendnierenspende an einen Angehörigen oder eine nahestehende Person ist eine sehr emotionsverbundene und selbstlose Tat und bedarf deshalb des besonderen Schutzes während und auch nach der Spende. Das deutsche Transplantationsgesetz sieht eine Nachbetreuung durch das Transplantationszentrum vor, um Folgeerkrankungen oder Schäden an der verbliebenen Niere gegebenenfalls möglichst früh zu entdecken und behandeln zu können, um Schaden von der Spenderin oder dem Spender abwenden zu können.
Hierzu sehen wir unsere Lebendspender*innen in regelmäßigen Abständen in unserer Transplantationsambulanz. Selbstverständlich können die Untersuchungen im Verlauf auch über heimatnahe, niedergelassene Nephrolog*innen, z.B. im ehemaligen Dialysezentrum des*der Empfängers*Empfängerin, durchgeführt und die Ergebnisse uns zugeschickt werden. Letztendlich werden wir für Sie die Nachbetreuung mit den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen individuell regeln, damit es für Sie bequem ist und wir sie zusammen optimal unterstützen können.
Informationsgespräch zur Nierenlebendspende
Wenn Sie sich über die Möglichkeiten für eine Nierenlebendspende informieren möchten, kontaktieren Sie unser Transplantationsbüro. Wir bieten Ihnen gerne einen unverbindlichen Termin zur Beratung in unserem Transplantationszentrum an.
E-Mail: ntx.lebendspende(at)med.uni-goettingen.de
Tel: xxxx
Blutgruppen-inkompatible Nierentransplantation
Selbst wenn die Blutgruppen zwischen Spender*in und Empfänger*in nicht passen, ist dies im Rahmen einer Nierenlebendspende kein Hinderungsgrund für eine Transplantation. In den letzten 20 Jahren ist die sogenannte Blutgruppen-inkompatible Nierentransplantation zu einer sicheren und effektiven Form des Nierenersatzverfahrens geworden und hat Eingang in die klinische Routine gefunden. Die Blutgruppen-inkompatible Nierentransplantation erfordert zusätzlich zur Standard-Immunsuppression eine Vorbereitung des*der Empfängers*Empfängerin mit Reduktion der Blutgruppen-Antikörper. Dies geschieht durch besondere Plasmapherese-Techniken mit auf das Spender-Empfänger-Pärchen speziell abgestimmten Säulen. Dabei müssen die Blutgruppenantikörper täglich gemessen werden, um den für die Transplantation geeigneten Zeitraum zu bestimmen, zu dem die Transplantation erfolgen sollte. Die Ergebnisse der AB0 inkompatiblen Nierentransplantation sind mit diesen Verfahren exzellent; das langfristige Patienten- und Transplantatüberleben ist vergleichbar mit dem einer Blutgruppen-kompatiblen Nierentransplantation.
Psychosomatische Betreuung
Diese besteht zunächst in einer sorgfältigen und standardisierten Evaluation, die auch von dem*der Gesetzgeber*in vorgesehen ist. Diese hat zum Zweck im persönlichen Gespräch Risiken und potentielle Komplikationen im Zusammenhang mit psychosozialen Fragen zu klären. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass eine psychische Erkrankung nicht per se ein Ausschlusskriterium für eine Nierenspende darstellt. Vielmehr ist es wichtig, psychische Belastungsfaktoren bereits im Vorhinein zu kennen, um im weiteren Verlauf ein entsprechendes Behandlungsangebot machen zu können. Im Rahmen der Evaluationsuntersuchungen vor einer Spende führen die Kolleg*innen der Klinik für Psychosomatik ein ausführliches Gespräch sowohl mit dem/der Empfänger*in als auch mit dem /der Spender*in, um sowohl die Motivation und die gesundheitliche Situation von Spender*innen zu erfassen als auch Konflikte bei der Organspende im Vorhinein zu thematisieren.
Auch nach der Spende stehen die Kolleg*innen der Psychosomatik zur Verfügung, sollten bei dem/der Spender*in nach der Spende der Bedarf dafür bestehen.
Weitere Informationen zur psychosomatischen Betreuung finden Sie auf der Website der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie.
Kontakt
Die Vorbereitung für eine Nierenlebendspende wird von unserem Transplantationsbüro koordiniert. Die Mitarbeiter*innen dort sind Ansprechpartner für alle Ihre Fragen, Planung von Untersuchungen, Untersuchungsbefunde und Termine.
Auch nach der Lebendspende bieten wir an, dass Sie regelmäßig zur Nachsorge zu uns kommen. Ansprechpartner ist dann primär die Transplantationsambulanz. Aber selbstverständlich können Sie auch dann jederzeit mit den Ihnen schon bekannten Koordinator*innen des Transplantationsbüros Kontakt aufnehmen.
Terminvergabe
Vor der Spende:
Telefon: 0551 39xxxx
Fax: 0551 39xxxxx
Nach der Spende:
Telefon: 0551 3967870
Telefax: 0551 3967869
Kontakt per E-Mail
Zeiten
Sprechstunde: Montag bis Donnerstag, 8:00 – 15:00 Uhr
Büro:
Montag bis Donnerstag, 8:00 – 15:00 Uhr,
Freitag, 8:00 – 13:00 Uhr
Standort
Transplantationsbüro: Hauptgebäude, Raum 2.B3.104.2/105.1
Sprechstunde: Hauptgebäude, Raum 3.B2.413