Ablauf der Nierentransplantation
Organangebot
Liegt für eine Person auf der Warteliste für eine Nierentransplantation ein Angebot für ein Nierentransplantat von Eurotransplant vor, informiert die Eurotransplant-Zentrale in Leiden das Transplantationsbüro der Universitätsmedizin Göttingen über das Nierenangebot. Ein*e Nephrolog*in, ein*e Transplantationschirurg*in sowie ein*e Transplantationsimmunolog*in beurteilen gemeinsam, ob die Spenderniere geeignet ist. Das Organ wird dann bei Eurotransplant akzeptiert oder ggf. auch abgelehnt. Ihr zuständiges Dialysezentrum wird über die mögliche Transplantation telefonisch informiert und gefragt, ob Ihr gesundheitlicher Zustand zu diesem Zeitpunkt eine Transplantation erlaubt. Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, werden Sie angerufen und über die Notaufnahme auf die chirurgische Station der Universitätsmedizin Göttingen einbestellt.
Sie sollten sich zügig, aber nicht überstürzt auf den Weg in die Klinik machen. Beachten Sie dabei bitte folgendes:
- Bitte bleiben Sie ab dem Anruf nüchtern und verzichten auf alle Speisen.
- Bitte lassen Sie sich von einer Fremdperson, am besten mit dem Taxi, in das Transplantationszentrum der Universitätsmedizin Göttingen fahren, um Unfälle wegen Aufgeregtheit zu vermeiden.
- Bitte bringen Sie Zahnbürste und Waschzeug, Schlafanzug, Jogging-/Hausanzug, Lesestoff und Brille mit sowie Ihren aktuellen Medikamentenplan und Ihre Krankenkassenkarte.
- Sind Sie CAPD-Patient*in, dann bringen Sie nur einen PD-Beutel aus Ihrem Sortiment mit, den Sie bei uns ggf. einmalig zum Wechseln bis zur OP nutzen können.
Nierentransplantation – Operationsverfahren
Die Nierentransplantation dauert ungefähr zwei Stunden und wird in Vollnarkose durchgeführt. Die Transplantatniere wird im Bereich des Unterbauches in das rechte oder linke Becken eingesetzt und an die Blutgefäße im Becken angeschlossen. Die Bauchhöhle wird dabei nicht eröffnet. Der Harnleiter wird in die Blase eingepflanzt. In den Harnleiter der transplantierten Niere wird zur Vermeidung von Komplikationen anfangs immer ein Kunststoffschlauch (Doppel-J-Katheter) eingelegt. Dieser wird nach ungefähr vier bis sechs Wochen durch eine Blasenspiegelung wieder entfernt. Der Urin wird zunächst über einen Blasenkatheter durch die Harnröhre oder ggf. durch die Bauchwand abgeleitet. Die Platzierung der Transplantatniere im Becken bietet einige Vorteile: leichter Zugang zu Blutgefäßen und Harnblase während der Operation, Schutz der Transplantatniere durch das knöcherne Becken, leichter Zugang für spätere Untersuchungen wie Ultraschall oder Entnahme von Gewebeproben.
Alle Patient*innen kommen anschließend zur Beobachtung auf die Intensivstation. Nach Abklingen der Narkose und Stabilisierung von Atmung und Kreislauf können sie meistens am Folgetag auf die nephrologische Station verlegt werden. Die Nachbetreuung erfolgt in einem interdisziplinären Team aus Nephrolog*innen und Chirurg*innen. In der Mehrzahl der Fälle kommt es zu einer sofortigen Funktionsaufnahme der transplantierten Niere mit Urinproduktion und Entgiftung. Der stationäre Aufenthalt dauert in der Regel zwei Wochen. Danach haben Sie Anspruch auf eine dreiwöchige stationäre Anschlussheilbehandlung in einer Rehabilitationsklinik.
Eine besondere Herausforderung können Patient*innen darstellen, die schon vortransplantiert sind oder durch ausgeprägte Gefäßverkalkung der Beckengefäße auffallen. In einigen Fällen kann es auch sein, dass bei urologischen Anomalien rekonstruktive Eingriffe oder besondere Verfahren zur Harnableitung notwendig werden. In solchen Fällen erfolgen die Planung und Durchführung der Operation in enger Zusammenarbeit mit den Expert*innen der Gefäßchirurgie und der Urologie.